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Der geliebte Farn und Essen am Arbeitsplatz

Der geliebte Farn

Die Topfpflanzen sind tot. Irgendwie hat sich keiner richtig verantwortlich gefühlt. Mir wurde es schonend in der wöchentlichen Videokonferenz mit den Worten „Du, Niki, der Farn schaut ein bisserl schlecht aus“ beigebracht. Was, wie ich meine, so gut wie alles bedeuten kann. Als ich dann irgendwann im Mai nach vielen Wochen der Abwesenheit das erste Mal das Büro betrat, bot sich mir ein Bild des Grauens. Der Farn war hin, nicht „ein bisserl“. Gerade den Farn mag ich aber besonders, er begleitet uns schon seit mehr als zehn Jahren und ich schätze ihn als wichtigen Sauerstofflieferanten. Leider kann ich keine Schuldige, keinen Schuldigen finden. Daher bleibt mir einzig und allein, mich wehmütig daran zu erinnern wie der Farn vor Corona aussah.

Auch die anderen Pflanzen sind arg in Mitleidenschaft gezogen. Eine Mitarbeiterin hat einmal alle unsere Pflanzen im Büro gezählt und die Zahl in die interne WhatsApp-Gruppe gestellt. Das war für mich ein starkes Signal, dass sie und vermutlich auch andere denken, wir haben zu viel Pflanzen. Das kann ich nicht nachvollziehen, mir ist aber auch klar, dass ich die Pflanzen ja nicht gießen muss. Daher ist eine meiner Corona-Lehren, dass niemand Pflanzen einfach so nicht mag. Nein, Pflanzen mag man nur dann nicht, wenn man sie gießen muss.

Beim Rundgang durch das Büro wurde mir außerdem noch etwas anderes klar: Wir sollten dringend unsere internen Bürovereinbarungen überarbeiten und Essen am Arbeitsplatz ohne Wenn und Aber verbieten. Denn offenbar macht sich niemand darüber Gedanken, was wäre, wenn er/sie morgen einmal nicht ins Büro kommen kann, geschweige denn, was wäre, wenn man zwei Monate nicht zum Arbeitsplatz kommt.